Der Eichstätter Dom verfügt über ein reichhaltig bestücktes Geläute. Es enthält 18 Glocken, die über einen Zeitraum von fast 750 Jahren gegossen worden sind. Der Tonumfang erstreckt sich von a° bis hin zum zweigestrichenen a über zwei Oktaven. Ihren Platz gefunden haben die Glocken in insgesamt drei Glockenstuben, die sich wiederum auf die beiden Domtürme verteilen.
Im Jahr 1256 wurden für den Eichstätter Dom durch Magister Cunrad(us) Citewar de Wircebu (Meister Konrad aus Würzburg) 2 Glocken gegossen. Anlass dafür war die zweite Erhebung der Gebeine des hl. Willibald. Diese beiden Glocken sind nicht nur die ältesten Glocken des hiesigen Domgeläutes, sondern nach dem Stand der bisherigen Forschung mit großer Wahrscheinlichkeit auch die beiden ältesten überlieferten Glocken des gesamten Bistums.
Wunderbar ergänzt werden diese beiden Glocken durch ein 1299 gegossenes Werk des Nürnberger Gießers S(ifridus).
Diese wertvollen Instrumente mit der Disposition f' - g' - as' hängen in einem Bockstrebenstuhl aus Eichenholz, dessen Holz ungefähr um 1540 gefällt worden ist. Zusammen bilden sie das Trauergeläute der Dompfarrei. Dieses Teilgeläute gehört zu den bewegendsten und markantesten Läutemotiven des Eichstätter Domgeläutes und wahrscheinlich weit darüber hinaus.
Früheste Glocken auf Eichstätter Diözesangebiet
Es ist leider nicht direkt überliefert seit wann der Eichstätter Dom, bzw. eine andere Kirche Eichstätts oder auf Eichstätter Diözesangebiet über eine erste Glocke verfügt hat. Zu dürftig und vage ist hier die Quellenlage, und auch die Geschichte forderte über die Zeit immer wieder ihren Tribut, so dass man vom heutigen Bestand der Glocken nicht abschließend auf das jemals vorhandene schließen darf.
Etliche Glocken dieser ersten Generationen kamen sicher einfach zu Schaden und wurden daraufhin durch neue ersetzt. Glocken zu gießen war außerdem sehr teuer, die benötigten Rohstoffe Zinn und Kupfer rar und kostbar. Nicht wenige Glocken fielen daher manchmal (Übrigens bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts!) einfach dem "Zeitgeist" zum Opfer: War der Wunsch nach einer neuen, vielleicht nach dem Zeitgeschmack (klang-)schöner empfundenen Glocke vorhanden, die dafür notwendigen Mittel aber nicht, so wurde manches Exemplar kurzerhand eingeschmolzen und diente damit als Rohstoff für einen neuen Guss.
Das zur Zeit der Bistumsgründung durch den heiligen Willibald Glocken in ihrer Funktion als liturgische Instrumente aber bereits bekannt waren und Verwendung fanden, das belegt folgende Episode aus der Vita des hl. Wunibald, niedergeschrieben wahrscheinlich noch zu Lebzeiten Willibalds durch die Nonne Hugeburc. Dort heißt es in Kapitel 115: "Bau einer größeren Kirche in Heidenheim: 776 - 778 . . . Und dann beschloß unser Bischof Willibald . . . eine Kirche zu bauen und zu errichten, . . . Daraufhin versammelten sie sich unverzüglich mit dem Klerus und mit der Schar der Einwohner und steckten den für das Gebäude bestimmten Platz ab. Und alsdann gruben sie eiligst dafür den Grund, setzten die Steine aufeinander und fertigten die Fundamente, . . . Und sofort begann mit Christi Hilfe . . . die Glocke in der Kirche (im Original: . . . illa glocka in aecclesia . . .) ohne Zutun von Menschenhänden und ohne alle Beihilfe sich von selbst zu bewegen. Und so hörten sie voll Staunen den Ton, sahen aber niemand." (nach: Andreas Bauch, Quellen zur Geschichte der Diözese Eichstätt, Band 1, Johann Michael Sailer Verlag Eichstätt, 1962, S. 169).
Ein weiterer Hinweis auf die frühe Verwendung von Glocken im Eichstätter Raum findet sich in der Schrift "MIRACULIS S. WALDBURGENSIS". Auch wenn diese Schrift erst über hundert Jahre nach dem Tod der hl. Walburga durch den Herriedener Stift-Kanoniker Wolfhard verfasst worden ist und damit der historische Wahrheitsgehalt einzelner Details hinterfragt werden muss, belegt sie dennoch zumindest für das 9. Jahrhundert den Gebrauch von Glocken. So wird im Kapitel 541 die unter Bischof Otgar erfolgte Übertragung der Gebeine der hl. Walburga von Monheim nach Eichstätt beschrieben: "Während der Klang der Glocken zum Himmel erschallte (im Original: . . . resonantibus in caelum campanarum melodiis . . .) . . . erhoben sie die heiligen Gebeine aus dem Boden . . ." (nach: Andreas Bauch, Quellen zur Geschichte der Diözese Eichstätt, Band 1, Johann Michael Sailer Verlag Eichstätt, 1962, S. 263f.).
Ob es sich bei den Glocken, die in diesen Schriften erwähnt werden, um rein aus Eisenblech geschmiedete und vernietete Exemplare, evtl. mit Bronze überzogene Instrumente ähnlich der Ramsach-Glocke, oder vielleicht sogar schon um echte gegossene Glocken wie beispielsweise die Canino-Glocke der Vatikanischen Museen handelt, das wir wohl immer ein Geheimnis der frühen Diözesangeschichte bleiben.