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02.07.2016

Eichstätt, Dom - Das "Pfarrgeläute" auf dem Südturm

 

Der Eichstätter Dom verfügt über ein reichhaltig bestücktes Geläute. Es enthält 18 Glocken, die über einen Zeitraum von fast 750 Jahren gegossen worden sind. Der Tonumfang erstreckt sich von a° bis hin zum zweigestrichenen a über zwei Oktaven. Ihren Platz gefunden haben die Glocken in insgesamt drei Glockenstuben, die sich wiederum auf die beiden Domtürme verteilen.

Im Jahr 1256 wurden für den Eichstätter Dom durch Magister Cunrad(us) Citewar de Wircebu (Meister Konrad aus Würzburg) 2 Glocken gegossen. Anlass dafür war die zweite Erhebung der Gebeine des hl. Willibald. Diese beiden Glocken sind nicht nur die ältesten Glocken des hiesigen Domgeläutes, sondern nach dem Stand der bisherigen Forschung mit großer Wahrscheinlichkeit auch die beiden ältesten überlieferten Glocken des gesamten Bistums.

 

Wunderbar ergänzt werden diese beiden Glocken durch ein 1299 gegossenes Werk des Nürnberger Gießers S(ifridus).

Diese wertvollen Instrumente mit der Disposition f' - g' - as' hängen in einem Bockstrebenstuhl aus Eichenholz, dessen Holz ungefähr um 1540 gefällt worden ist. Zusammen bilden sie das Trauergeläute der Dompfarrei. Dieses Teilgeläute gehört zu den bewegendsten und markantesten Läutemotiven des Eichstätter Domgeläutes und wahrscheinlich weit darüber hinaus.

Willibaldglocke

Die Willibaldglocke und die aus dem gleichen Jahr stammende Marienglocke sind die beiden ältesten der erhalten gebliebenen Eichstätter Domglocken.
Zusammen mit der dritten Glocke des Südturmes rufen sie die Gläubigen zum Requiem für die Verstorbenen der Dompfarrei.
Als Einzelglocke erinnert die Willibaldglocke freitags um 11 Uhr an die Leiden Christi.

Schlagton: f'

Material: Bronze

Gießer: Magister Cunrad(us) Citewar de Wircebu
Gußjahr: 1256

Durchmesser: 1.255 mm
Gewicht: ca. 1.300 kg

Inschrift:
auf der Haube: ME • FECIT • INNOMINE • DOMINI • NOSTRI (Pentagramm) MAGISTER • CVNRAD' • CITEWAR • DE • WIRCEBV
auf der Schulter: + ANNO • DOMINI • M° • C°C • L° • V°I • FACTA • EST • ISTA • CAMPANA • SC˜I • WILLIBALDI  •

Eichstätt, Südturm des Domes, Willibaldglocke von 1256

Marienglocke (1299)

Die Marienglocke von 1299 gehört ebenfalls zu den ältesten der Eichstätter Domglocken.
Zusammen mit den beiden anderen Glocken des Südturmes ruft sie die Gläubigen zum Requiem für die Verstorbenen der Dompfarrei.
Als Einzelglocke lädt sie jeweils samstags vor der Abendmesse zum gemeinsamen Rosenkranzgebet in den Dom ein.

Schlagton: g'

Material: Bronze

Gießer: Meister S(ifridus)
Gußjahr: 1299

Durchmesser: 1.120 mm
Gewicht: ca. 900 kg

Inschrift:
auf der Schulter:
+ • A˜(n)NO • MILLE˜(sim)O • T'(re)C˜E(n)TESI˜(m)O • MIN'(us) • V˜(n)O • D'(e) • NVRE˜(m)B'(er)CH • S'(ifridus?) • ME • FVDIT • B˜(e)N(e)DICTE • MARIE • C(= et cetera?) •'

Marienglocke (1256)

Die Marienglocke von 1256 und die aus dem gleichen Jahr stammende Willibaldglocke sind die beiden ältesten der erhalten gebliebenen Eichstätter Domglocken.
Zusammen mit der dritten Glocke des Südturmes rufen sie die Gläubigen zum Requiem für die Verstorbenen der Dompfarrei.
Als Einzelglocke lädt sie jeweils donnerstags vor der Abendmesse zum gemeinsamen Rosenkranzgebet in den Dom ein.

Schlagton: as'

Material: Bronze

Gießer: Magister Cunrad(us) Citewar de Wircebu
Gußjahr: 1256

Durchmesser: 961 mm
Gewicht: ca. 550 kg

Inschrift:
auf der Schulter:   + ME • RESONANTE • PIA • POPVLI • MEMOR • ESTO • MARIA • CVNRADV˜

Eichstätt, Südturm des Domes, Marienglocke von 1256

Auszug aus der Läuteordnung des Eichstätter Doms

Für die Glockenanlage des Eichstätter Doms gibt es eine umfangreiche Läuteordnung. Nachfolgend werden diejenigen Läutemotive vorgestellt, in denen die Glocken des Südturms zum Einsatz kommen.

Requiem für die Verstorbenen der Dompfarrei: as' - g' - f'

Vesper an Werktagen: as' - f'

Herz-Jesu-Andacht: g' - f'

Zur Geschichte der Glocken auf dem Südturm des Eichstätter Domes

 

Früheste Glocken auf Eichstätter Diözesangebiet

Es ist leider nicht direkt überliefert seit wann der Eichstätter Dom, bzw. eine andere Kirche Eichstätts oder auf Eichstätter Diözesangebiet über eine erste Glocke verfügt hat. Zu dürftig und vage ist hier die Quellenlage, und auch die Geschichte forderte über die Zeit immer wieder ihren Tribut, so dass man vom heutigen Bestand der Glocken nicht abschließend auf das jemals vorhandene schließen darf.

Etliche Glocken dieser ersten Generationen kamen sicher einfach zu Schaden und wurden daraufhin durch neue ersetzt. Glocken zu gießen war außerdem sehr teuer, die benötigten Rohstoffe Zinn und Kupfer rar und kostbar. Nicht wenige Glocken fielen daher manchmal (Übrigens bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts!) einfach dem "Zeitgeist" zum Opfer: War der Wunsch nach einer neuen, vielleicht nach dem Zeitgeschmack (klang-)schöner empfundenen Glocke vorhanden, die dafür notwendigen Mittel aber nicht, so wurde manches Exemplar kurzerhand eingeschmolzen und diente damit als Rohstoff für einen neuen Guss.

Das zur Zeit der Bistumsgründung durch den heiligen Willibald Glocken in ihrer Funktion als liturgische Instrumente aber bereits bekannt waren und Verwendung fanden, das belegt folgende Episode aus der Vita des hl. Wunibald, niedergeschrieben wahrscheinlich noch zu Lebzeiten Willibalds durch die Nonne Hugeburc. Dort heißt es in Kapitel 115: "Bau einer größeren Kirche in Heidenheim: 776 - 778 . . . Und dann beschloß unser Bischof Willibald . . . eine Kirche zu bauen und zu errichten, . . . Daraufhin versammelten sie sich unverzüglich mit dem Klerus und mit der Schar der Einwohner und steckten den für das Gebäude bestimmten Platz ab. Und alsdann gruben sie eiligst dafür den Grund, setzten die Steine aufeinander und fertigten die Fundamente, . . . Und sofort begann mit Christi Hilfe . . . die Glocke in der Kirche (im Original: . . . illa glocka in aecclesia . . .) ohne Zutun von Menschenhänden und ohne alle Beihilfe sich von selbst zu bewegen. Und so hörten sie voll Staunen den Ton, sahen aber niemand." (nach: Andreas Bauch, Quellen zur Geschichte der Diözese Eichstätt, Band 1, Johann Michael Sailer Verlag Eichstätt, 1962, S. 169).

Ein weiterer Hinweis auf die frühe Verwendung von Glocken im Eichstätter Raum findet sich in der Schrift "MIRACULIS S. WALDBURGENSIS". Auch wenn diese Schrift erst über hundert Jahre nach dem Tod der hl. Walburga durch den Herriedener Stift-Kanoniker Wolfhard verfasst worden ist und damit der historische Wahrheitsgehalt einzelner Details hinterfragt werden muss, belegt sie dennoch zumindest für das 9. Jahrhundert den Gebrauch von Glocken. So wird im Kapitel 541 die unter Bischof Otgar erfolgte Übertragung der Gebeine der hl. Walburga von Monheim nach Eichstätt beschrieben: "Während der Klang der Glocken zum Himmel erschallte (im Original: . . . resonantibus in caelum campanarum melodiis . . .) . . . erhoben sie die heiligen Gebeine aus dem Boden . . ." (nach: Andreas Bauch, Quellen zur Geschichte der Diözese Eichstätt, Band 1, Johann Michael Sailer Verlag Eichstätt, 1962, S. 263f.).

Ob es sich bei den Glocken, die in diesen Schriften erwähnt werden, um rein aus Eisenblech geschmiedete und vernietete Exemplare, evtl. mit Bronze überzogene Instrumente ähnlich der Ramsach-Glocke, oder vielleicht sogar schon um echte gegossene Glocken wie beispielsweise die Canino-Glocke der Vatikanischen Museen handelt, das wir wohl immer ein Geheimnis der frühen Diözesangeschichte bleiben.

Politisches und geistiges Umfeld in der Mitte des 13. Jahrhunderts

Der Übergang vom Hoch- zum Spätmittelalter war im deutschen Sprachraum eine sehr bewegte Zeit. Auf der politischen Bühne neigte sich der Kampf zwischen Kaiser und Papst um die Vorherrschaft bei der Ernennung von Bischöfen und Äbten seinem Ende zu, die Territorialisierung, also die Bildung und Festigung unterschiedlicher Macht- und Gebietsansprüche der Fürsten und Landesherren nahm ihren Lauf. Daneben kam es zu einem wirtschaftlichen Erstarken des Bürgertums in den Städten, worauf die Bürger mit neuem Selbstbewusstsein mehr Selbstverwaltung und -verantwortung einforderten.
Auch im Bereich der Theologie kam es zu einem großen Umbruch. Der Höhepunkt dieser Entwicklung, die sogenannte „Hochscholastik“, ist unter anderem eng verbunden mit den Namen der großen Dominikanermönche und Gelehrten Thomas von Aquin († 1274) und Albertus Magnus († 1280). Allenthalben wurden in der Kirche Reformbewegungen in Gang gesetzt, die als Ziel eine Rückbesinnung der Kirche auf das Wesentliche hatten. Parallel dazu entstanden und wuchsen die abendländischen Universitäten, so dass in den Bereichen Wissen, Wissenschaft und Kunst allmählich die Laien in den Blickpunkt des Geschehens rücken.

In diese Zeit fiel das Wirken des 33. Bischofs von Eichstätt, Heinrich von Württemberg (1247 – 1259). Vielleicht um die Rückbesinnung auf die eigene (diözesane) Geschichte und Tradition zum Ausdruck zu bringen, vielleicht aber auch um im Machtkampf mit dem nach Landesherrschaft strebendem Stiftsvogt Selbstbewusstsein zu dokumentieren, jedenfalls kam es am 11. Juni 1256, am Oktavtag von Pfingsten, zu einer zweiten Erhebung der Gebeine des hl. Willibald.

In einem vergoldeten Schrein wurden diese auf dem Hochaltar zur allgemeinen Verehrung ausgestellt. Aus Anlass und bereits während der Vorbereitung dieser Festfeier ging reiches Almosen ein, wie in den überlieferten Rechenschaftsberichten nach zu lesen ist. Diese Almosen wurden natürlich zur Deckung der Kosten des Festes verwendet, aber auch zur baulichen Verbesserung des Eichstätter Domes. Besonders interessant ist dabei folgende Passage aus dem Pontificale Gundecarianum, in der es heißt: "Expense plumbi et etiam ad hoc omnis laboris expense et duarum campanarum que etiam tunc fuse erant ...", zu deutsch: "Es entstanden Kosten für das Blei und auch für die dazugehörigen Arbeiten und für die beiden Glocken, welche ebenfalls damals gegossen worden waren, ...".

Magister Cunradu Citewar de Wircebu

Von großer Bedeutung ist dieser Satz, weil hier nach den neusten Recherchen die Beschaffung der beiden ältesten überlieferten Glocken Eichstätts, wahrscheinlich auch darüber hinaus der ganzen Diözese beschrieben wird. Es handelt sich um die Willibald- und eine der beiden Marienglocken des sogenannten "Pfarrgeläutes" im Südturm des Eichstätter Domes. Gegossen wurden beide Exemplare von MAGISTER CVNRADV CITEWAR DE WIRCEBV (Meister Konrad von Würzburg), wie auf dem Übergang von der Schulter zur Haube der Willibaldglocke zu lesen ist.

Diese Inschrift bringt das Selbstverständnis dieses Würzburger Bürgers zur Geltung, der scheinbar auf keinen Fall auf eine Kennzeichnung "seiner" Glocke verzichten wollte: Im Anschluss an die einzeilige Umschrift "+ ANNO • DOMINI • M° • C°C • L° • V°I • FACTA • EST • ISTA • CAMPANA • SC˜I • WILLIBALDI  •" (Im Jahre des Herren 1256 wurde diese Glocke des heiligen Willibald gemacht.) war kein Platz mehr für eine Signatur des Meisters. So platzierte er diese kurzerhand einfach darüber im Bereich der Haube: "ME • FECIT • INNOMINE • DOMINI • NOSTRI (Pentagramm) MAGISTER • CVNRAD' • CITEWAR • DE • WIRCEBV" (Mich hat gemacht im Namen des Herrn Meister Konrad aus Würzburg). Die Schulterumschrift der Marienglocke dagegen lies noch Platz für seinem Namen: "+ ME • RESONANTE • PIA • POPVLI • MEMOR • ESTO • MARIA • CVNRADV˜" (Wenn ich erklinge gedenke deines Volkes, fromme Maria. Konrad.).

Warum man in Eichstätt einen Würzburger Glockengießer mit diesem Guss betraute, darüber kann nur spekuliert werden. Sicher ist wohl, dass beide Bistümer und Stifte wegen ihrer stauferfeindlichen Haltung Gemeinsamkeiten besaßen. Dokumentiert sind außerdem 1250 und 1253 der Tausch von Herrschaftsbereichen. Hatte man im Zuge der dazu notwendigen Verhandlungen eventuell Glocken des Würzburger Meisters gehört, ihn selbst gar kennen gelernt? Die Qualität und die saubere Verarbeitung der beiden Glocken bis ins kleinste Detail spricht jedenfalls dafür, dass Konrad beim Guss der Domglocken schon reichlich Erfahrung gehabt haben muss. Er scheint außerdem ein sehr kluger und auch neugieriger Gießer gewesen zu sein. Die Präzision seiner Eichstätter Arbeiten deuten darauf hin, dass zumindest Teile der Formen mit einer Art rotierenden Schablone gefertigt worden sind. Auch hat er wohl bewusst mit der Glockenrippe, dem Verhältnis also von Durchmesser, Wandstärke und Ton, experimentiert, hat hier wesentliche Zusammenhänge erkannt und berechnet. Jedenfalls ist seine Marienglocke (as’; Ø 961 mm; ca. 560 kg) im Verhältnis zur Willibaldglocke (f’; Ø 1.255 mm; ca. 1.300 kg) um ein gutes Stück leichter. Da beide Instrumente sich im Tonaufbau ziemlich ähneln, kann man wohl davon ausgehen, dass Konrad bei der Konstruktion und dem Guss dieser Glocken sehr gezielt vorgegangen ist. Die Töne f’ und as’ sind eindeutig zu hören und zweifelsfrei zu bestimmen, also scheinbar gewollt.

Konrads Glocken – außer den beiden Eichstätter Exemplaren sind noch weitere drei erhalten – sind damit schöne und wertvolle Marksteine der Glockengießerkunst auf ihrem Weg von der tonal nicht eindeutig einzuordnenden Bienenkorb- und Zuckerhutform zur bis heute dominierenden gotischen Dreiklangrippe hin.

S(ifridus) aus Nürnberg

Die dritte Glocke des Eichstätter Dompfarrgeläutes aus dem Jahr 1299 (g’; Ø 1 115 mm; 1 000 kg; Gießer: S(ifridus) von Nürnberg) ergänzt die beiden Konradglocken in idealer Weise und macht das Geläute insgesamt zu einem Ensemble von überregionaler Bedeutung. Auch die Inschrift dieser Glocke enthält einen Hinweis auf ihren Gießer. Dort heißt es: "+ • A˜(n)NO • MILLE˜(sim)O • T'(re)C˜E(n)TESI˜(m)O • MIN'(us) • V˜(n)O • D'(e) • NVRE˜(m)B'(er)CH • S'(ifridus?) • ME • FVDIT • B˜(e)N(e)DICTE • MARIE • C(= et cetera?) •' " (Im Jahr 1300 minus eins Sifridus aus Nürnberg goss mich zum Lobpreis Mariens und so weiter).

Mit dem Guss der Sifridus-Glocke war das Glockenensemble des Südturms komplettiert; abgesehen vom Austausch von "Verschleißteilen" wie beispielsweise Jochen, Lagern oder Klöppeln erfuhr es scheinbar bis zum heutigen Tag keine Veränderungen mehr.
Aber: Vielleicht hingen diese drei Glocken ursprünglich ja gar nicht auf diesem Turm; das Holz des heute noch vorhandenen Glockenstuhls wurde jedenfalls erst um 1450 geschlagen. Vielleicht haben die Glocken aber auch nur einen anderen, eventuell höher gelegenen Platz innerhalb des Turmes erhalten, dessen Giebel und Helm wahrscheinlich erst im 15. Jahrhundert in der heutigen Gestalt errichtet worden sind.

Pfarrgeläute

Bis ins beginnende 19. Jahrhundert hinein war der Dom die Kirche des Bischofs und des Domkapitels. Die "Dompfarrei", die Eichstätter Bürger und Bevölkerung also, verfügte über ein eigenes Gotteshaus, die "Collegiata". Nach dem Übergang des Fürstbistums Eichstätt an das Königreich Bayern im Zuge der Säkularisation wurden durch den Bayrischen Staat Domkirche und Dompfarrkirche zusammengelegt, die "Collegiata" profaniert und später abgerissen. In diesem Zusammenhang kam es zu einer Neuordnung der Verwendung der Domglocken: Die Glocken des Nordturms fielen nun in den Zuständigkeits- und Verwendungsbereich des Domkapitels und des Bischofs, die Glocken des Südturms wurden der Dompfarrei zur Verwendung überlassen. Seither wird das Glockenensemble der Südturms als "Pfarrgeläute" bezeichnet.

Würdigung

Es gibt in der Diözese Eichstätt nur noch die ehemalige Klosterkirche in Kastl, die mit einem geschlossenen, intakten mittelalterlichen Geläute aufwarten kann. Auch Einzelglocken aus der Zeit um 1300 sind nach dem derzeitigen Stand der Inventarisierung sehr spärlich vorhanden, etwa in der Martinskirche in Greding, oder in der Stiftskirche in Spalt. Dies macht den besonderen Reiz und die Bedeutung des "Pfarrgeläutes" des Eichstätter Doms aus und hebt dieses Ensemble in einen besonderen kulturhistorischen Rang von überregionaler Bedeutung.

Sanierung 2012

Das Eichstätter Domkapitel und die Diözese Eichstätt sind sich der daraus erwachsenden Verantwortung für dieses Geläute auch bewusst, und so wurden die mittelalterlichen Glocken des Südturmes, die Hallerin und die Frauenglocke des Nordturmes im Jahr 2009 durch Dr.-Ing. Michael Plitzner vom Europäischen Kompetenzzentrum für Glocken ProBell® der Hochschule Kempten auf ihre Beanspruchung beim Läuten hin untersucht. Gemeinsam mit Thomas Winkelbauer, dem Glockensachverständigen der Diözese Eichstätt entwickelte Dr. Plitzner ein Sanierungskonzept zur Reduzierung dieser Beanspruchung, das 2012 erfolgreich umgesetzt werden konnte. Umfangreiche Nachmessungen haben ergeben, dass so die Voraussetzung dafür geschaffen wurden, diese Glocken bei sehr guter Klangerregung noch für viele Generationen regelmäßig läuten lassen zu können.