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16.03.2024

„Kirche ist Menschen nicht gleichgültig“: Vollversammlung des Diözesanrats

Eichstätt/Schwabach. (pde) – Die Kirchenmitgliedschaftsumfrage (KMU), Prävention, aktuelle Informationen zum Strategieprozess und den Pastoralkonzepten sowie eine neue Dialogstelle für aus der Kirche Ausgetretene und Wiedereintrittswillige waren Themen der Frühjahrs-Vollversammlung des Diözesanrats. Das Laiengremium der Diözese tagte diesmal im Pfarrzentrum St. Peter und Paul in Schwabach.

Kirchenmitgliedschaftsumfrage

Markus Oelsmann, Leiter und Referent der Stabsstelle für Pastorale Grundsatzfragen, Kirchliche Entwicklung und Strategieprozess im Bischöflichen Generalvikariat, stellte in seinem Vortrag die Ergebnisse der bundesweiten Kirchenmitgliedschaftsumfrage vor und leitete daraus mögliche Diskussionen und Konsequenzen für die Kirche ab. Es gebe zwar eine deutliche Ent-Kirchlichung und einen Vertrauensverlust, ermutigend sei aber, dass den Befragten die Kirche nicht gleichgültig sei. „Es herrscht keine Gleichgültigkeit, sondern ein Wunsch der Menschen nach Reformen und Veränderung. Kirche muss sich radikal verändern, wenn sie eine Zukunft haben will“, resümierte Oelsmann. Ziel müsse es sein, die Komfortzone zu verlassen, Kirche müsse sich noch mehr im allgemeinen, sozialen Leben engagieren. Als Dienstleister werde die Kirche weiterhin geschätzt. Zum Beispiel bei Beratungsstellen, bei der Flüchtlingshilfe und im sozialen Engagement erfahre die Kirche in vielen Bereichen weiter großes Ansehen. „Kirche reicht immer noch weit in die Gesellschaft hinein, stärkt den Zusammenhalt und leistet gute Arbeit vor Ort“, so Oelsmann. Es brauche aber einen Transformationsprozess, auch im pastoralen Bereich, um kirchenferne Menschen wieder zu erreichen.

Präventionsarbeit

Im Anschluss sprach Gabriele Siegert, Präventionsbeauftragte des Bistums, über die „Ausführungsbestimmungen Prävention“. Mit der 2014 gestarteten Präventionskampagne fördert das Bistum Eichstätt eine Kultur der Achtsamkeit. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir Räume schaffen, in denen sich Menschen wohlfühlen und Widerstand leisten können“, erklärte Siegert. All diese Dinge regeln die „Ausführungsbestimmungen zur Rahmenordnung zur Prävention von sexualisierter Gewalt an Minderjährigen und schutz- oder hilfebedürftigen Erwachsenen im Bereich der Diözese Eichstätt“, die demnächst in Kraft treten. Die Regelungen seien notwendig und von der Bischofskonferenz gefordert, um Machtmissbrauch und Klerikalismus zu verringern. Dabei gehe es um alle Formen der Gewalt: physische, psychische, geistliche und sexualisierte Gewalt, erklärte Siegert. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die kritische Situationen erleben oder von ihnen hören, wenden sich nach der Zuwendung zu den Betroffenen an die diözesaninterne Interventionshotline, um sich selbst zu stabilisieren, weitere Schritte zu besprechen bzw. weitere Maßnahmen einzuleiten. Sie können sich jederzeit an die Interventionshotline unter Tel. (08421) 50-500 wenden. Für Betroffene von sexualisierter Gewalt stehen unabhängige Ansprechpersonen sowie externe Fachleute zur Verfügung. Für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bietet die Diözese zudem regelmäßig Fort- und Weiterbildungen an. Weitere Informationen unter www.bistum-eichstaett.de/missbrauch.

Familienbildungsmaßnahmen

Die Mitglieder des Diözesanrats beschlossen zudem einstimmig, das Anliegen des Kolpingswerks im Diözesanverband Eichstätt zu unterstützen, Familienbildungsmaßnahmen, die von Pfarreien und Verbänden angeboten werden, weiter durch das Bistum zu fördern. Der Diözesanrat will sich dafür einsetzen, dass die Kosten für die Teilnahme von Kindern bei diesen Veranstaltungen auch weiter vom Bischöflichen Ordinariat übernommen werden. Dafür soll wie bisher ein jährlicher Haushaltsposten in ausreichender Höhe eingeplant werden. „An der Höhe der Zuschüsse hat sich in den vergangenen Jahren nichts geändert“, verdeutlichte Generalvikar Michael Alberter. Allerdings hätten immer mehr die Förderung in Anspruch genommen, so dass man über das Budget diskutieren müsse. Eine weitere Förderung sei ein wichtiges politisches Signal, „am Ehrenamt darf hier nicht gekürzt werden“, ergänzte Diözesanratsvorsitzender Christian Gärtner.

Entwicklungen im Bistum

Im Anschluss informierte Generalvikar Michael Alberter über den aktuellen Stand des Strategieprozesses und die Entwicklung der Pastoralkonzepte. Die Stabsstelle für Pastorale Grundsatzfragen, Kirchliche Entwicklung und Strategieprozess im Generalvikariat sei nun personell vollständig besetzt. „Das Thema Strategieprozess nimmt dadurch Fahrt auf“, verdeutlichte der Generalvikar.

Die ersten Pastoralkonzepte, die bis Ende dieses Jahres fertig sein sollen, sind bereits im Generalvikariat eingegangen. „Wir haben nun einen Prozess entwickelt, wie diese Konzepte von uns ausgewertet werden, um dann eine Rückmeldung an den Pastoralraum zu geben“, sagte Alberter. Außerdem habe man zur Unterstützung der Pfarrverbände eine „Task-Force“ eingerichtet, die mit Dekanatsreferenten und Verwaltungskoordinatoren besetzt sei, um sowohl die Pastoral als auch die baulichen Strukturen in den Blick zu nehmen. Viele Pfarrverbände seien bereits auf einem guten Weg der Pastoralkonzeptentwicklung, so Alberter.

In Bezug auf die Übergabe der Trägerschaft der diözesanen Schulen sei man weiterhin in Gesprächen. Durch die Entscheidung der Politik, die Schulförderung in Bayern zu stärken, konnten bereits Defizite abgebaut werden. „Wir stehen weiter zu unserer Zusage: Solange die Schulen keinen neuen Träger haben, übernehmen wir die Trägerschaft“, bekräftigte Alberter.

Pia Dyckmans, bischöfliche Pressesprecherin und Leiterin der Stabsstelle Kommunikation, stellte die neue Dialogstelle vor, die das Bistum im Laufe des Jahres einrichten wird. Diese richte sich vor allem an ausgetretene Katholikinnen und Katholiken, aber auch an Menschen, die wieder in die Kirche eintreten wollen. „Wir wollen durch diese neue Stelle den Dialog mit den Menschen suchen und pflegen, um von ihrem Feedback zu lernen. Zugleich wollen wir wertschätzende Gespräche führen und zeigen, dass die Türen weiter offen stehen.“
Den Abschluss der Tagung bildete ein Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Peter und Paul.