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20.01.2024

Neujahrsempfang des Diözesanrats: Bistum Eichstätt gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus

Eichstätt. (pde) – Das Bistum Eichstätt sieht im wachsenden Rechtsextremismus und Rassismus die größte Herausforderung für die freiheitlich demokratische Ordnung. Beim Neujahrsempfang des Diözesanrats haben dessen Vorsitzender Christian Gärtner und Bischof Gregor Maria Hanke jeder Form einer extremistischen oder rassistischen Ideologie eine klare Absage erteilt. „Wir alle müssen lauter und eindeutiger Einspruch erheben, wo menschenverachtende Ideen und Rhetorik um sich greifen“, sagte Gärtner. Und Hanke betonte in seinem Grußwort, wie besorgniserregend es sei, „wie sich dem rechten Antisemitismus in der Gesellschaft der linke zugesellt.“ Rund 200 Gäste aus Politik, Gesellschaft und Kirche sind zu dem Empfang in den Spiegelsaal der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz, dem heutigen Landratsamt, gekommen. Zuvor feierten sie in der Schutzengelkirche einen ökumenischen Gottesdienst mit Geistlichen aus verschiedenen Konfessionen. Auch hier verwies die Regionalbischöfin des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Nürnberg, Elisabeth Hann von Weyhern, in ihrer Predigt, dass der Ton in der Gesellschaft immer schärfer werde. Dabei seien doch alle Menschen aufeinander angewiesen.

Gärtner erinnerte in seiner Ansprache an den 75. Geburtstag des Grundgesetzes in diesem Jahr. „Die beste Verfassung, die Deutschland jemals hatte.“ Um diese zu schützen, biete das Grundgesetz die Möglichkeit, Parteien zu verbieten. Ohne dabei eine beim Namen zu nennen, meinte er: „Ich finde, man sollte dieses Instrument auch nutzen, wenn man damit extremistische Feinde der Demokratie und des Rechtsstaats daran hindern kann, das parlamentarische System zu missbrauchen, um die Demokratie von innen heraus auszuhöhlen und zu zerstören.“ Aber auch das Verbot einer Partei allein würde nicht ausreichen. Es gehe darum, bessere Alternativen für Lösungen von Problemen aufzuzeigen. „Das ist nicht nur die Aufgabe der politischen Verantwortungsträger, sondern von uns allen. Gerade für uns als gläubige Christen heißt Zeugnis geben heute, allen autoritär-nationalistischen Versuchungen in der Politik zu widersagen.“

 

 

 

Der Diözesanratsvorsitzende ging auch auf die Situation der Kirche in Deutschland ein. Nach wie vor sei die Austrittsbereitschaft hoch, das Vertrauen in die Institution Kirche dagegen gering. „Dieser Befund mag schmerzhaft sein, aber er hilft uns hoffentlich auch, unsere Ressourcen als Kirchen darauf zu konzentrieren, wo wir der Gesellschaft dienen und unseren Beitrag zum Gemeinwohl leisten können.“ Dazu brauche es aber auch innerhalb der Kirche eine viel breitere Partizipation, „um den notwendigen Wandel unter den Bedingungen zurückgehender finanzieller und personeller Ressourcen so zu gestalten, dass er nicht zu einem Totalabbruch kirchlicher Angebote und damit zu einer Selbstverzwergung der Kirche führt.“

In seinem Grußwort ging der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke auf die „bestialischen Gräueltaten“ der Hamas gegenüber Israel ein. Die Hamas habe den Gegenschlag Israels bewusst eingerechnet, „um über die zu erwartenden Opfer den Hass gegen Israel in der Bevölkerung zu steigern“. Das erlebe man nun auch in der westlichen Welt bei den „Freiheit für Palästina“-Rufen. „Von welcher Freiheit ist da die Rede, wenn doch in keinem der arabischen Länder Freiheit im Sinne unserer westlichen Verfassungen herrscht und in vielen dieser Länder nicht gewünscht ist?“ Hanke rief die Politiker auf, „entschiedener nach einem Weg der Gerechtigkeit suchen, der zum Frieden führt.“

Im Blick auf die Kirche empfahl der Bischof mehr Zurückhaltung – angesichts des sexuellen Missbrauchs und anderer Skandale. Es gehe vielmehr darum, Jesu Frohe Botschaft zu verbreiten, auf die die Menschen warten. Den Gästen des Neujahrsempfangs rief er zu: „Lassen Sie uns in diesen dunklen Zeiten der Hoffnung dienen.“